Stimmungsvolles Konzert des Mozartchors Salzburg
Am 10. März fand in der Pfarrkirche St. Antonius, dem schönen Aufführungsort des Mozartchors Salzburg, ein besonderes, vorösterliches Konzert statt. Das Programm reichte vom Barock bis in die Moderne, von Rom bis Minnesota. Im Rom wirkte einst Giovanni Pierluigi da Palestrina, dessen „Sicut cervus“ (Wie der Hirsch lechzt nach den Quellen des Wassers…) anfangs den Raum mit der weihevollen Würde der Renaissance erfüllte. In Minnesota schuf der US-Komponist Stephen Paulus (1949-2014) zum Beispiel 11 Opern und 31 Symphonien – warum kennt man sein gewaltiges Oeuvre bei uns so gut wie nicht? Seine verinnerlichte Motette „The Road Home“ nach einem Volkslied machte Lust auf mehr Musik von ihm.
Felix Mendelssohn Bartholdy hat ebenso wie Palestrina den 42. Psalm vertont, allerdings für Sopransolo, gemischten Chor und Orchester als groß angelegtes geistliches Werk der Romantik und mit dem Titel „Wie der Hirsch schreit“. Bewundernswert, mit welcher Klangschönheit und Klarheit der Mozartchor dieses komplexe Stück und das ganze, fordernde Programm bewältigte. Der Chorleiter Richter Grimbeek (seine Mutter in Südafrika bewunderte den legendären Pianisten Swjatoslaw Richter, darum der ungewöhnliche Vorname) hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet und das hochmotivierte Kollektiv, in dem es eine balsamische weiblicher Mehrheit, aber auch markante Männerstimmen gibt, zu einer großen Leistung angespornt. Die Sopranistin Barbara Giglmayr-Frandl sang mit leuchtender Inbrunst. Das Orchester wurde durch ein Cello und ein E-Piano ersetzt, was natürlich die farbige instrumentale Freskenmalerei Mendelssohns und vor allem das wundersame Oboensolo in der Sopranarie nicht wirklich ersetzen konnte, aber doch einen erstaunlich präsenten Klangteppich unter die Gesänge legte. In der nicht allzu hallenden Akustik der neoromanischen Kirche gelang so eine mehr als nur respektable Interpretation.
Schon vorher, zwischen Renaissance und Moderne, stand Wolfgang Amadé Mozarts frühe Missa brevis in G-Dur KV 140 auf dem Programm. So hatte eine Messe für den täglichen Gebrauch damals unter den sparsamen Fürsterzbischöfen eben zu sein – im besten Sinne volkstümlich, liedhaft, voll schlichter Gläubigkeit und in pointierter Kürze. Der etwa 14jähige Mozart konnte so eine „Pastoralmesse“ aus dem Ärmel schütteln und verfügte zudem über außerordentliche melodische Qualitäten. Zur Sopranistin kamen dabei Silke Kiener (Alt), Christian Giglmayr (Tenor) und Thomas Schneider (Bass) dazu und ergaben mit dem in seinem Element befindlichem Chor sowie einem tüchtigen Streichtrio mit Pianofundament unter der patenten Leitung von Richter Grimbeek ein stimmiges Ensemble.
Den Abend moderierte Iris Mangeng mit einer goldrichtigen Mischung aus charmantem Humor und ernsthafter Gelehrsamkeit. Am Ende des bejubelten Abends stand zunächst ein subtiles Friedensgebet Mendelssohns und, als Zugabe und Verbeugung vor dem heuer zweihundert Jahre alten Anton Bruckner, dessen Motette „Locus iste“. Dass der Ort der Kirche von Gott geschaffen ist, daran kann man in dieser gefährlichen Welt der Kriege glauben oder nicht. Aber wenn diese Botschaft so genial in Töne gesetzt ist und so überirdisch rein gesungen wird, kann sie ein Trost in der stürmischen Frühlingsnacht sein.
Gottfried Franz Kasparek